18. März 2019, 19:00 Uhr
Botschaft der Tschechischen Republik, Wilhelmstr.44, 10117 Berlin
Prag, die Hauptstadt der auf den Trümmern der österreichisch-ungarischen Monarchie entstandenen Tschechoslowakischen Republik, wurde in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Zentrum modernen künstlerischen Schaffens und politischer Toleranz in Europa. Künstlerische Persönlichkeiten, Komponist Jaroslav Jezek und Autoren Jiri Voskovec /Wachsmann/ und Jan Werich, deren Werke und Wirken diesen Kultur-Schmelztiegel in der Mitte Europas geprägt und beeinflusst haben, werden durch ihre Texte und Musik vorgestellt. Die Veranstaltung ist der Gründung (vor 95 Jahren) und dem Verbot (vor 80 Jahren) der Prager Bühne: „Befreites Theater“, der im Zeitraum zwischen 1918 und 1938 bedeutendsten antifaschistischen Bühne Europas, gewidmet.
Jiri Voskovec (Wachsmann) und Jan Werich, beide im Jahre 1905 geboren, verband das Interesse an moderner Literatur und Kunst der Nachkriegsepoche. 1926 haben Voskovec und Werich in Prag eine Avantgarde-Bühne „Befreites Theater“ gegründet. Das Theater prangerte humorvoll soziale Probleme und politische Entwicklungen in Europa nach 1933 an. Am 09.10.1938, einen Tag vor der deutschen Besetzung des so genannten „Sudetenlandes“ am 10.10.1938, wurde das „Befreite Theater“ amtlich geschlossen. Jan Werich, Jiri Voskovec und Jaroslav Jezek haben ihre Heimat im Januar 1939 verlassen müssen. Nur Jan Werich kehrte dann nach dem Krieg dauerhaft zurück, Jiri Voskovec spielte am Broadway und in Hollywood (u.a. im Sidney Lumets Kultfilm aus dem Jahr 1957 „Die zwölf Geschworenen“, oder „Der Spion der aus der Kälte kam“, eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von John le Carré) in den 1950-er Jahren war Jiri Voskovec Unesco Filmbeautragter in Paris.Der Komponist Jaroslav Jezek kam am 25. September 1906 in Prag zur Welt. Er studierte am Prager Konservatorium, und fing schon mit 22 Jahren als Komponist am "Befreiten Theater" an, saß selber bei den Vorstellungen am Klavier und dirigierte das Theaterorchester. Er galt, neben Erwin Schulhof und Pavel Haas, als Vertreter der tschechischen Moderne. Jezeks Bedeutung liegt jedoch auf dem Gebiet der Theater-und Jazzmusik, die er durch eigenes Schaffen einer breiten Öffentlichkeit in der Tschechoslowakei vermittelt hat. In den Jahren von 1928 bis 1938 komponierte er für insgesamt 30 Theater-Vorstellungen im „Befreitem Theater“, dessen Aufführungen, wie zum Beispiel „Der Henker und der Narr“, „Caesar“, „Welt hinter Gittern“, oder „Esel und Schatten“ sich gegen Intoleranz, Xenophobie, Rassismus, Antisemitismus richteten, Europaweit Beachtung fanden und auf diplomatischen Druck aus der Reichskanzlei Berlin und durch die Nazi-Presse öffentlich angegriffen wurden. Die scharfe Satire auf das damalige Nazideutschland stieß auf großen Unwillen der deutschen Kritiker, da u. A. der Esel im Stück mit der Stimme des deutschen Führers sprach. Die erfolgreiche Ära von Jaroslav Jezek und des „Befreiten Theaters“ endete 1938 mit dem Münchner Abkommen. Als Mitarbeiter einer entschieden antifaschistischen Bühne, emigrierte Jaroslav Jezek am 8. Januar 1939 gemeinsam mit Jan Werich und Jiri Voskovec in die USA. 01.01.1942 starb Jaroslav Jezek mit 35 Jahren …
Botschafter Tschechiens, SE Tomáš J. Podivínsky Ansprache zur Veranstaltung am 18.03.19